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Philipp Henschel von CIRCLESTANCES

Philipp Henschel von CIRCLESTANCES

Der Unternehmer aus Leidenschaft

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Mit seinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund ist Philipp, einer der Gründer von CIRCLESTANCES, ein wichtiger Impulsgeber für die Geschäftsentwicklung und -strategie. Sie wollen ein Statement setzen und vermitteln, wie bunt und spannend ein nachhaltiger Lebensstil sein kann. Ein tolles Beispiel für Fair Fashion. Im Interview erzählt uns Philipp was er für ein Typ Mensch ist und wie sich das Unternehmen durch den Zusammenhalt einer langjährigen Freundesgruppe entwickelt hat.

 

Hi Philipp, wie bist du die Person geworden, welche gerade vor mir sitzt? Kannst du dich in ein paar wenigen bis vielen Sätzen vorstellen?

Hi, ich bin Philipp aus Düsseldorf, habe in Köln und Düsseldorf meinen Bachelor und in Siegen meinen Master in Controlling und Risikomanagement gemacht. Das hat mich nicht so richtig gekickt und ich habe zwischenzeitlich zu Entrepreneurship und Small und Medium Enterprise Management gewechselt, also Gründung und Mittelstandsmanagement. Während der Studienzeit habe ich u.a. das erste Unternehmen gegründet: Henschel Garden Services. Mit einem Kumpel zusammen habe Ich viel Gärten aus der Nachbarschaft wieder auf Vordermann gebracht. Zusammenfassend kann ich sagen Ich bin Unternehmer, weil ich gerne aktiv Dinge unternehme und vorantreibe. Deswegen bin ich auch mit Leib und Seele ein Teil von CIRCLESTANCES. Privat bin ich ständig in Bewegung und stehe auf Showdance und höre viel Musik.

Wie kam es dann zur Gründung von CIRCLESTANCES?

Der Hintergrund für diese Gründung war ganz klar. Es läuft sehr viel schief in der aktuellen Welt und Gesellschaft und wir wollten unsere Kapazitäten nutzen, um etwas zu verändern und um nicht nur einfach irgendwas zu machen. Wir wollten etwas mit Sinn gründen, eine Vision haben. Fair Fashion war zum damaligen Zeitpunkt, Anfang 2018, noch nicht auf dem Schirm von super vielen Leuten. Das ändert sich aktuell glücklicherweise. Wir haben hier auf jeden Fall einen Wachstumsmarkt gesehen. Das hat nicht nur aus visionärer Sicht, sondern auch aus marktwirtschaftlicher Sicht Sinn gemacht. Wir haben einfach losgelegt, sind mit einer relativ einfachen Wertschöpfungskette gestartet: Fair produzierte Rohlinge (unbedruckte Kleidungsstücke) aus Bangladesch eingekauft und diese in Deutschland mit unseren Designs per Siebdruck veredelt.

Was genau ist CIRCLESTANCES? Was ist Eure Vision und was sind Eure Ziele? Kannst du uns hier einen kurzen Rundumblick in ein paar wenigen oder vielen Sätzen geben?

Die vorher beschrieben Wertschöpfungskette hat uns nicht gereicht. Wir wollten mehr Einsicht haben. Dafür sind wir vor dem ersten Corona-Lockdown noch zum Produzenten nach Izmir geflogen und haben gemeinsam einen Plan entwickelt. Die absolute Vision, die über allem steht, ist den relativen Marktanteil von Fair Fashion im Gesamtmodemarkt erheblich zu steigern. Dadurch dass wir mit unserem Konzept die Begeisterung von Menschen wecken, erhöht sich der Druck auf konventionelle Modemacher. Die positive Folge ist ein Umdenken im gesamten Modemarkt. Diese Vorstellung treibt uns jeden Tag an.

Wie habt Ihr Euch als Team gefunden?

Wir kennen uns alle aus der Schule, teilweise sogar aus der Grundschule. Wir, das sind Kirsten, Philipp, Moritz und Christoph. Für uns war immer schon klar, dass falls wir etwas gründen kann das nur zusammen passieren. Ich kam dann 2017 mit der Idee eines Fair Fashion Labels um die Ecke. Davon waren alle sofort begeistert. „Die absolute Vision, die über allem steht, ist den relativen Marktanteil von Fair Fashion im Gesamtmodemarkt erheblich zu steigern.“

Was macht eure Produkte speziell und einzigartig? Wenn ich zum wiederholten Mal eure Produkte irgendwo sehe, woran erkenne ich sie wieder?

Als erstes fällt natürlich bei unseren Produkten auf, dass sie sehr vielfarbig und groß sind, eye- catching Tierprints. Die Motive sind alle ein Eigengewächs unserer Designerin und Mitgründerin Kirsten. Die Motive fallen in gewissen Teilen auseinander, das soll die Zerbrechlichkeit der Natur aufgreifen und darstellen.
Unsere Wertschöpfungskette, inklusive aller Stationen, ist komplette offengelegt. Jedes einzelne Produkt hat einen QR-Code eingenäht, der den Kunden auf eine digitale Reise schickt. Beispielsweise findet in Izmir die komplette Produktion statt, in Kadioglu ist das Bio- Baumwollfeld. In Tasarim wird das Produkt letztendlich zusammengenäht. Dieses Feature der transparenten Lieferkette macht uns besonders.

Ich habe mich intensiv mit euch und euren Produkten beschäftigt und da kam mir der Gedanke, dass diese Prints an sich auch in Kindern und Jugendlichen eine sehr gute Zielgruppe finden könnte? Eine Kinderlinie würde auf jeden Fall durch die Decke gehen! Ist hier in naher Zukunft etwas geplant?

Ja vielen Dank für dein Feedback. Für jegliche Art von Feedback, Hinweisen und Inspirationen sind wir sehr dankbar. Wir hatten tatsächlich schon einmal ein Kinderprodukt dabei. Der Fuchspulli wurde uns als Kindersweater regelrecht aus den Händen gerissen. Aktuell ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine Komplexitätsfrage, weil zwei Märkte bespielt werden müssten. Unterschiedliches Marketing. Wir müssten eine Kids Marke ausgründen, welche wir anders in Szene setzen müssten. Zum aktuellen Zeitpunkt wollen wir uns auf die Erwachsenenschiene konzentrieren und mittelfristig CIRCLESTANCES Kids darunter platzieren.

Wie stellt ihr sicher, dass alle Unternehmen bzw. die einzelnen Stationen eurer Wertschöpfungskette auch tatsächlich nachhaltig bzw. euren Anforderungen entsprechen?

Wir sind hier natürlich auf die Audits und Aussagen von den Partnern angewiesen. Wir selbst sind GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifiziert. Das ist das wichtigste und schärfste Siegel der Modebranche. Jede einzelne Einheit in der Wertschöpfungskette wird hier zertifiziert. Hier wurde auch alles an unseren einzelnen Standorten gecheckt. Das ist die Möglichkeit, die wir haben, Kontrolle auszuüben.

Welche Unternehmen, Organisationen, Bücher, Magazine kannst du empfehlen, welche dein Leben und das Arbeiten aktuell positiv beeinflussen und inspirieren?

Das ist eine sehr spannende Frage. Ich denke armed angels, der absolute Vorreiter und mittlerweile stärkste Player im Markt, nimmt definitiv eine inspirierende Rolle ein. Gründer hier ist Martin Höfeler, der das Unternehmen vor 13 Jahren gegründet hat. Er hatte schon damals den Fokus, das ganze Thema Fair Fashion und Nachhaltigkeit gesellschaftsfähiger zu machen. Daneben hat Wunderwerk aus Düsseldorf auch sehr viel geleistet in der Branche. Die retraced GmbH, auch eine Düsseldorfer Start-up stellt uns die IT- Infrastruktur für unsere Map zur Verfügung. Inspiration ziehe ich auch aus Gesprächen mit Freunden, Partnern und auch aus Gesprächen wie diesem hier. Vor allem die Fragen, die du mir stellst, bringen mich selbst dann wieder zum Nachdenken und dabei kommen mir schon wieder einige neue Ideen. Oft ist es auch ärgerlich, weil viele Ideen in meinem Kopf herumschwirren, aber mir die Zeit und/oder die Ressourcen fehlen alles zur verfolgen. Da bleibt auch viel auf der Strecke.

Hat sich durch die Werte, welche ihr in eurem Unternehmen lebt dein Privatleben verändert? Lebst du auch nachhaltig bzw. hast du diesen fairen Gedanken auch für dich verankert?

Ja, definitiv. Das geht ziemlich mit einher alles. Der ganze Zeitgeist verändert die Sicht. Es werden sich Fragen gestellt wie „Muss ich wirklich fliegen?“, „Muss ich wirklich Fleisch für 2 Euro beim Discounter kaufen?“. Diese Werte, diese Dynamik, welche v.a. in der Fair Fashion-Community gelebt werden, waren auch ein Trigger für mich noch einmal mehr auf ein paar Sachen zu achten. Ich esse z.B. kein Fleisch mehr und wir fahren mittlerweile nur noch Kurz- und Mittelstrecke via Auto in den Urlaub.

Wie hat sich die Sicht der jungen Menschen hinsichtlich Jobs und Arbeit verändert?

Die Sicht hat sich auf jeden Fall verändert. Das ist der Zeitgeist, den wir beide gerade angesprochen haben. Es geht eine unglaubliche Anziehungskraft von unserem Schaffen und Tun aus. Schon im Studium habe ich das gemerkt. Ich haben in einem sehr gründungsintensiven Umfeld studiert, wovon ca. 80 Prozent nachhaltige Gründungen waren (Ernährung, IT, Fashion, etc.). Wir sehen es auch bei CIRCLESTANCES an allen Ecken durch die hohe Anzahl an Praktikantenbewerbungen, Kunden, Interviewanfragen und Kooperationspartner. „Diese Werte, diese Dynamik, welche v.a. in der Fair Fashion-Community gelebt werden, waren auch ein Trigger für mich noch einmal mehr auf ein paar Sachen zu achten.“

Was sind eure nächsten Meilensteine? Wo geht die Reise mit CIRCLESTANCES hin?

Um ehrlich zu sein, versuchen wir gerade einfach nur durch die Krise zu kommen. Die Einschränkungen durch Corona treffen uns. Wir machen viel offline, bei Messen und Märkten. Das bricht komplett weg gerade. Deswegen heißt es aktuell abwarten und versuchen Business Development auf anderem Wege zu machen. Ein Meilenstein ist das Unternehmen auf stabile Beine zu stellen, dass vor allem Kirsten und ich davon leben können, ohne dass wir nebenbei weitere Jobs halten müssen.

Dabei wünschen wir von ThinxGreen euch ganz viel Erfolg und versuchen euch soweit es geht zu unterstützen. Vielen Dank für das tolle Gespräch, Philipp.

Vielen Dank dir Dominik. Hat Spaß gemacht!

 

Autor

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Dominik Haselbauer
(Dominik ist der strategische Kopf im ThinxGreen Team. Er kümmert sich u.a. um die Unternehmensentwicklung und die Auftritte der Manufakturen.)

Quellen

(1) Dominik Haselbauer