Lars Stury von Chiron

Lars Stury von Chiron

Lars Stury von Chiron

Der faire Hanfwegbegleiter

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Lars Stury gilt mit seinem Unternehmen, der Chiron GbR, als einer der Pioniere des Hanfanbaus der 1990,2000er Jahre. Dabei hat er mit seinem Geschäftspartner Wolfgang Misslisch einen regelrechten Mikrokosmos für Naturdelikatessen geschaffen. Zusammen mit Landwirten, Gärtnereien, Manufakuturen, Hofläden und sozialen Einrichtungen produzieren und vertreiben sie tolle, faire Produkte mit dem richtigen Verhältnis zwischen Qualität und Preis. CHIRON bietet mit 65 Bio-Hanflebensmitteln das umfangreichste und vielseitigste Hanf-Sortiment in Deutschland an. Das gesamte Sortiment beinhaltet insgesamt rund 180 Naturdelikatessen in unterschiedlichsten Produktgruppen. Im Interview erzählt uns Lars wie der Hanfanbau nach dem absoluten Nullpunkt wieder relevant in Deutschland wurde. Er erzählt uns sehr ehrlich welche Herausforderungen das digitale Zeitalter für Chiron bringt und wie aus einer Liebhaberidee ein seriöses Geschäftsmodell wurde.

Hi Lars, kannst du uns in die Welt von Chiron einführen?

Hi ich bin Lars Stury, einer der beiden Gründer von Chiron. Lass uns ganz von vorne anfangen. 1981 wurde der Hanfanbau in Deutschland komplett eingestellt. Der letzte Hanfanbauer, Martin Butter, kam hier aus der Region und sein gesamtes Unternehmen drehte sich um den Naturstoff Hanf. 1981 hat er gegen die Bundesrepublik Deutschland geklagt, gegen das Verbot zum Hanfanbau. Letztendlich hat er vor Gericht verloren und eine Ausgleichszahlung von 100.000 D-Mark erhalten. Somit war der Hanf in Deutschland am Ende.
Dann kam der Lichtblick 1996: in den regionalen, deutschen Tageszeitungen wurde geschrieben, dass der Hanfanbau wieder erlaubt ist. Hanfanbau in der Form, dass die gezüchteten Hanfsorten einen THC-Gehalt von weniger als 0,3 Prozent beinhalten dürfen. Es handelt sich hierbei um sogenannten Nutzhanf. Als dieser Artikel in unserer Regionalzeitung "Schwäbische Zeit" erschienen ist habe ich mich am selben Abend mit meinem Kumpel Wolfgang Misslich getroffen. Unser Gespräch war sehr enthusiastisch und wir freuten uns, dass wieder die Möglichkeit bestand Hanf anzubauen. Wir beide hatten damals schon eine große Affinität zu Bioprodukten. Diese Aussicht wieder eine gewisse Vielfalt an Früchten auf den Feldern in der Region anbauen zu können hat uns angespornt.

Wie seid ihr dann die ganze Unternehmung Chiron angegangen?

In Oberschwaben, Bieberach/Ulm die Gegend befindet sich ein altes Hanfanbaugebiet. In unserem Bekanntenkreis gab es eine Reihe von Landwirten mit denen wir einfach mal ins Gespräch kommen wollten. Wir haben versucht diese Landwirte von dieser super Frucht zu überzeugen. Einige waren recht begeistert aber hatten die Bedingung, dass wir uns um das Saatgut und die Art und Weise des Anbaus kümmern sollten. Wir haben uns dem Thema Hanf bis in die letzte Faser verschrieben. Somit haben wir uns um den Ablauf der Ernte, den Verkauf des Produktes und die Beschaffung der Hanfsamen gekümmert. Problematisch war, dass Deutschland mittlerweile in diesem Bereich ein ziemliches Brachland war und viel Wissen verloren gegangen ist. Wir mussten uns alle Abläufe und Techniken in mühseliger Kleinarbeit erarbeiten. Relativ schnell war klar, dass wir hier eine tolle Geschäftsidee haben, welche aber zeitlich bedingt nicht als Seitenprojekt funktionieren kann. Somit kündigten wir unsere Jobs, bauten den Businessplan auf, stellten die Geschäftsidee der Bank vor und nahmen einen Kredit auf. Da der Hanfanbau nur Landwirten gestattet ist, mussten wir auf kurz oder lang Flächen für den Anbau akquirieren. Daraufhin haben wir Infoveranstaltungen mit jeweils 60-70 Interessierten in Gemeindesäle und Sportheimen auf die Beine gestellt. 1997 kam es dann zur Firmengründung, bis dato hatten wir es geschafft 7 Hektar Anbaufläche zu akquirieren. Wir konnten dann kontinuierlich immer mehr Landwirte begeistern, d.h. die Landwirte haben dann auch Vertrauen zu unserer Firma aufgebaut. Wir schließen immer im Vorfeld Verträge ab und folglich wissen die Landwirte schon im Vorfeld ihren Preis pro Tonne und haben die Garantie dass ihr Erntegut, d.h. die Hanfsamen, von uns abgenommen werden.

Was waren dann eure ersten Produkte und wie habt ihr euch die Vertriebswege aufgebaut?

Unsere erste Produktlinie war ein kaltgepresstes Hanföl aus einheimischen Anbau. Zu diesem Zeitpunkt haben wir es geschafft, das Produkt und die Rohstoffverfügbarkeit sicherzustellen. Unsere nächste Herausforderung bestand darin, den Vertrieb aufzubauen. Unsere erste Anlaufstelle waren die weiterverbreiteten Hofläden in Deutschland, sogenannte Direktvermarkter. Diese Läden haben eine Landwirtschaft im Rücken und teilweise eine große Ladenfläche zu Verfügung. Die Idee war hier, dass die Landwirte den Rohstoff anbauen, wir lassen diesen zu einem kaltgepressten Öl veredeln und die Kollegen aus den Hofläden verkaufen das Produkt. Vor 20 Jahren war die Verargumentation des Themas Hanf immer schwierig. Oftmals sind wir an Hürden gestoßen, weil die Aussage der Landwirte war: "Nein das verkaufen wir nicht, mit diesen Drogen wollen wir nichts zu tun haben." Das war für uns über 10-15 Jahre eine unwahrscheinliche Aufklärungsarbeit. Über die Jahre haben wir immer mehr Kunden gewinnen können und haben das Sortiment mit immer mehr Hanflebensmitteln erweitern können. Unser Vertrieb hat sich über die Jahre immer mehr ausgebaut und vom Kunden im Naturkostbereich über Reformhäuser bis hin zu Biosupermärkte erstreckt.

Was macht eure Produkte speziell?

Im Fokus standen immer schon die vielen positiven Eigenschaften, welche der Hanf in sich birgt. Beispielsweise Omega 3, Omega 6 Fettsäuren, der sehr hohe Eiweißgehalt und sogar Eisen ist dabei. Wir möchten, dass diese wertvollen Inhaltsstoffe auch beim Verbraucher ankommen. Wir machen keine Pseudoproduke, welche man heute sehr viel findet mit 1,5 Prozent Hanf, selbst 0,X habe ich schon gesehen. Intern haben wir festgelegt, dass mindestens 20 Prozent Hanf in unseren Produkten enthalten sein soll und muss. Wir haben Hanfaufstriche mit 30 Prozent, Pestos mit 50-60 Prozent Hanfanteil. Wir möchten das Schlagwort Naturdelikatessen herstellen, wirklich gute Lebensmittel mit frischen Zutaten. Wir wollen auch nicht mit zu vielen und ausgefeilten Rezepturen herumjonglieren. Unser Anspruch an das Produkt ist eine hohe Qualität des Rohstoffes und eine schonende, professionelle Verarbeitung. Beispielsweise könnten unsere Hanfaufstriche ein Haltbarkeitsdatum von 3 bis 4 Jahren erreichen indem wir diese auf 130 Grad erhitzen. Das passiert bei uns nicht. Um so viele Nährstoffe, wie möglich zu erhalten, läuft dieser Prozess bei uns schonend zwischen 60 und 65 Grad ab. "Wir haben uns dem Thema Hanf bis in die letzte Faser verschrieben. Wir haben uns darum gekümmert wie die Ernte ablaufen soll und wohin wir dieses Erntegut, den Hanfsamen, verkaufen können."

Was für eine Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Euch?

Dieses Thema begleitet uns seit dem 18. Lebensjahr. Ich hatte damals schon ein Faible für regenerative Energien. Mein Partner hat sich damals unheimlich beim BUND engagiert. Er hat dort seinen Zivildienst gemacht. Das schöne Oberschwaben hat sich von Jahr zu Jahr verändert, aber leider nicht zum Positiven. Es entstehen immer mehr Monokulturen und Schweineställe mit unfassbar vielen Tieren. Aus dem Hanf kann man unfassbar viel machen, Papier , Kleidung, Lebensmittel und noch vieles mehr. Hanf hat den Vorteil für die Landwirtschaft, dass er ein sogenannter Bodenverbesserer ist, d.h. als sehr gute Zwischenfrucht dient. Bis heute haben wir einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dass inzwischen 250 Hektar Vertragsanbauflächen auf den Hanfanbau setzen. Wir waren in gewisser Weise der Zündfunke des Hanfanbaus und einer der Gründe, weshalb sich das Thema in den letzten 3-4 Jahren so groß entwickelt hat, en vogue ist (Edeka, Aldi, etc.)

Wo befindet sich euer Hauptsitz und was passiert hier?

Unser Hauptsitz befindet sich in Beitringen, wo sich die gesamte Logistik und der Versand befindet. Wir arbeiten schon seit Anbeginn mit einer Behinderten-werkstätte zusammen, die Luftlinie 7 km von uns entfernt ist. Wir haben hier die Möglichkeit unsere Ware zu lagern und haben inzwischen über 300 Paletten mit Lebensmitteln in der Werkstatt untergebracht. Wir werden von den Menschen aus der Werkstätte toll unterstützt und haben die Möglichkeit sie mit kleineren Aufgaben, wie das Aufkleben von Etiketten auf unsere Produkte oder leichte Abfüllarbeiten, beauftragen zu können. Diese wertgeschätzten, externen Mitarbeiter haben den Vorteil, in Leerlaufzeiten anderer Tätigkeiten, beispielsweise für Industrieunternehmen (z.B. Zusammenschrauben von Klodeckeln) diese Arbeiten für uns zu übernehmen. Wir betreiben keine Produktion hier in Beitringen. Wir hatten von Beginn an das Ziel, kleine Manufakturen (1-2 Mann Betriebe), die sich knapp über Wasser halten können zu unterstützen. Denen haben wir die Rezepturen zur Verfügung gestellt und es wurden ein paar kleine Musterchargen für uns gemacht damit wir die Produkte probieren können. So haben wir uns in den letzten Jahren verschiedene Manufakturen aufgebaut mit denen wir wirklich richtig gut zusammenarbeiten. Parallel dazu haben wir einen

Landwirt der sich eine Ölpresse zugelegt hat, welche die gesamte Ölpressung für unseren Hanf übernimmt. Hier haben wir die gesamte Wertschöpfung dem Landwirt überlassen. Er baut den Hanf für uns an und stellt sogar noch ein Produkt selbst her. Die Landwirte sind stolz, weil ihre Produkte 1:1 im Laden stehen. Wir gehen fair mit jedem unserer Partnern um. Jeder soll seinen Deckungsbeitrag erhalten, den er benötigt um unternehmerisch handeln zu können.

Wie gestaltet ihr die Zusammenarbeit mit den kleinen Manufakturen?

Ein gutes Beispiel ist die Sonderkultur Mohn, welche wir bis vor ein paar Jahren in der Region hatten. Das hat uns sehr gefreut und wir haben einige Landwirte dazu ermutigt Mohn anzubauen. Die Landwirte wiederum müssen sich nicht fragen, wie wo und zu welchem Preis sie den Mohn dann verkaufen können. Wir stärken ihnen den Rücken und können sagen, dass wir ihnen den Mohn abnehmen, ihn pressen lassen und final ein wunderbares kaltgepresstes Mohnöl haben sowie den Vertrieb übernehmen. Vor einiger Zeit hatten wir bzw. unser Produzent auch Bedarf an Basilikum. Wir wollten kein Basilikum aus der Türkei beziehen, sondern einheimisches Basilikum. Um den Bodensee herum ist hier ein Mikrokosmos entstanden aus dem Netzwerk von einigen Gärtnereien, welche dann von dem Produzenten beauftragt haben, mehrere Hektar Basilikum anzubauen. In der Zusammenarbeit mit den kleinen Manufakturen können wir schon immer im Vorfeld sagen: Im nächsten Jahr brauche wir beispielsweise 3 Tonnen Paprika, 5 Tonnen Meerrettic.. Jeder weiß was er für die Ware erhält und hat eine Abnahmegarantie. Ich muss mich als Produzent, Gärtnerei oder Landwirt nicht an irgendwelche Rohstoffpreise orientieren deren Wert ständig variiert.

Was sind deine Inspirationsquellen?

Mittlerweile bin ich da sehr pragmatisch geworden. Wir schauen uns Produzenten an, welche Maschinen hat er, welches Know-how, was können wir mit ihm zusammen entwickeln. Mein Kollege kümmert sich um den gesamten Bereich der Produktentwicklung. Dann betrachten wir den Markt und filtern heraus was mit dem Hanf als Grundstoff gerade möglich ist. Wir fangen an uns Gedanken zu machen. Ein gutes Beispiel ist, wir sehen irgendwo einen Keks, ein schöner Butterkeks, wir schauen uns die Inhaltsstoffe an und stellen fest, das Palmfett enthalten ist, niemand weiß wo das genau herkommt. Als zweiter Punkt fällt uns der geringe Anteil an Hanf auf, lediglich 3 Prozent. Unser Gedankengang ist dann folgender: Mensch wir haben doch einen Produzenten, der kann Kekse produzieren, also lass doch einen Schokokeks produzieren. Wir nehmen kein Palmfett, sondern wir nehmen Butter und 20 Prozent von unseren geschälten Hanfsamen, damit auch ein gewisser gesundheitlicher Aspekt abgedeckt ist. Wir fahren den Zuckergehalt soweit runter, dass zumindest eine schöne, süße Note wahrnehmbar ist und schon haben wir ein lokal hergestelltes Produkt mit ausreichend Süße und wichtigen Nährstoffen. Wir wollen immer sichergehen, dass wir hier gute Produkte entwickeln. Es gibt kein einziges Produkt im Hause Chiron, hinter dem ich nicht stehen würde. Ich esse die Produkte täglich und habe ein gutes Gewissen dabei, wenn ich sie verkaufe oder wenn mich ein Vertriebspartner nach dem stolzen Preis fragt. Billig können andere viel besser, das ist nicht unser Thema. „Billig können andere viel besser, das ist nicht unser Thema."

Wow das war bestimmt eine intensive Zeit in den letzten über 2 Jahrzehnten. Was hat die Zeit und die Erfahrungen mit dir gemacht?

Ich wurde mit der Zeit immer kritischer, weil man mit zunehmender Erfahrung viele Sachen durchschaut. Tendenziell wird man immer sensibler für viele Sachverhalte rund um das Thema Nachhaltigkeit, Landwirtschaft und Naturstoffe.
Ich gebe dir ein Beispiel: Wenn du bei einem Discounter heutzutage einkaufen gehst, findest du ein Biosonnenblumenöl für ca. 1,99 Euro. Als Verbraucher denkst du dir, 1,99 Euro und Bio steht drauf, das ist ja toll. Ist ja auch logisch, weil der Discounter ja riesengroße Mengen abnehmen kann, da können die diesen tollen Preis machen. Bei der Firma Chiron kostet ein Biosonnenblumenöl 4,99 Euro. Das ist ja klar, die sind eine kleine Firma, die können ja wahrscheinlich auch nicht gut verhandeln. So denkt normalerweise der Endverbraucher. Der Gesetzgeber erlaubt mir, dass ich irgendwo auf dem Rohstoffmarkt Tonnagen von Sonnenblumen kaufe. Als Einkäufer achte ich darauf, dass ich ein Zertifikat mit Bioqualität erhalte. Der Rohstoff kann zum Teil ein wenig verschimmelt sein, zum Teil schon einen unangenehmen Geschmack haben. Dennoch kaufe ich ihn, weil er billig ist und ich ja billig produzieren möchte. Mit einer hydraulischen Hochleistungspresse nehme ich den Rohstoff und presse mir ein Öl, welches ich schon während des Pressvorgangs mit einer Temperatur von 85-90 Grad erhitze. Dann wird dieses Öl in einem großen Container aufgefangen und es wird festgestellt, dass es nicht so schmeckt wie man sich das vorstellt. Somit wird alles nochmal auf 160 Grad erhitzt, dass viele weitere schlechte und gute Geschmacksstoffe verdampfen. Abgefüllt in einer schönen Schmuckflasche und mit dem Etikett "kaltgepresstes Biosonnenblumenöl" versehen wird das dann beim Discounter angeboten. Diesen Spielraum lässt der Gesetzesgeber zu. Durch solche Geschichten wird man immer kritischer, vor allem was Lebensmittel angeht. Falls du ein wenig Affinität zur Natur und Landwirtschaft hast musst du nur mal über die Felder laufen. Biofelder beherbergen Beikräuter, da ist Leben auf dem Feld, da gibt es Insekten und Bienen. Im Vergleich dazu ist ein konventionelles Feld regelrecht tot, da passiert nichts, keinerlei Beikräuter. Kommt es zu einem Regenfall kann dieses konventionelle Feld kein Wasser mehr aufnehmen Das Biofeld wiederum lebt, das hat Dynamik mit tiefgründigen Wurzelwerk und kann organisch sehr viel Wasser aufnehmen.

Für den Fall einer Überschwemmung ist das absolut gefährlich. Bei zu vielen konventionellen Felder in der Region müssen künstliche Wehranlagen gebaut werden. Ich mache mir sehr viel Gedanken über die Ernährung und wie man die Landwirtschaft mitgestalten kann oder wie wohl der Verbraucher in Zukunft handeln wird. Vieles macht mich einfach traurig und ich fühle mich oft als würde ich einen Kampf gegen Windmühlen führen, welchen man gar nicht gewinnen kann. Dennoch gewinnen wir in unserem kleinen Rahmen. Wir können nicht die Probleme der ganzen Welt schultern, dafür sind wird zu schwach. Aber in unserem kleinen Mikrokosmos können wir sehr wohl positive Spuren hinterlassen.

Was mich noch brennend interessieren würde: Wie kann ich mir den Lars als Privatperson vorstellen?

Der private Lars sieht folgendermaßen aus: Er ist verheiratet, hat drei Kinder (Jungs). Der älteste ist jetzt 26, der jüngste ist 19. Auch hier ist mir ein Anliegen, dass meine Söhne einen ähnlichen Spirit aufbauen wie ich. Wir haben die Jungs aber so erzogen, dass wir viele Sachen vorgelebt haben. Wir konsumieren und kaufen 90 Prozent Bioprodukte ein. Es gibt einige regionale Gärtnereien, bei denen kaufe ich sehr gerne Gemüse oder Salat ein. Ich bin immer wieder erschrocken wenn ich nach Hause komme und meine Jungs dann trotzdem beim Fast Food Restaurant waren. Das lassen wir dann durchgehen mit dem Hinweis: Das ist euer Leben, eure Körper. Zwei der drei sind mittlerweile ausgezogen und kaufen auch hauptsächlich Bioprodukte. Mein privates Leben spielt sich hauptsächlich im Kreis der Familie ab. Daneben versuche ich regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen und liebe Bergwanderungen. Die Nähe zum Allgäu ist toll und ich bin der glücklichste Mensch, wenn du zu mir sagen würdest: Lars hier hast du einen Rucksack, jetzt kannst du 14 Tage in den Bergen rumlaufen. Ich habe eine gewisse Sensibilität für die Natur entwickelt, habe aber auch ein gewisses kritisches Denken gegenüber politischen Strömungen und Veränderungen. "Wir können nicht die Probleme der ganzen Welt schultern, dafür sind wird zu schwach. In unserem kleinen Mikrokosmos können wir sehr wohl positive Spuren hinterlassen."

Du wirkst auf jeden Fall sehr ausgeglichen und glücklich. Wie empfindest du die aktuelle Situation?

Ich versuche gerade ein wenig innezuhalten in Zeiten von COVID. Wir sind in einer glücklichen Lage, denn ich habe kein Restaurant, keine Eventmanagementagentur, sondern ich verkaufe Lebensmittel. Uns geht es gut, ich kann mich nicht beklagen, ich kann monatlich meine Miete zahlen und meinen Verpflichtungen gegenüber der Bank nachkommen. Mir ist gerade auch nicht wichtig ob ich auf diese oder jene Party nicht mehr gehen kann. Letztendlich kann ich persönlich hier eine Zufriedenheit durch den richtigen Blickwinkel erreichen.

Kannst du mir noch ein bisschen von eurer Vision und den nächsten Meilensteinen erzählen?

Ich bin jetzt 58 Jahre alt. Wir wollen uns noch 10 Jahre zu 100 Prozent um die Firma Chiron kümmern, haben aber vor, dass die Firma Chiron weiterbesteht. Innerhalb der nächsten 10 Jahre wollen wir 1-2 Personen finden, welche letztendlich das Tagesgeschäft übernehmen, die Knochenarbeit. Mein Kollege und ich können dann noch 1-2 Mal in der Woche im Unternehmen sein, bis in das hohe Alter von 80 Jahren. Wir müssen auch nicht unnötig wachsen, nur noch ein bisschen, um einfach "safe" zu sein, falls mal ein Jahr kommen sollte in dem die Umsätze zusammenbrechen. Wir haben realisiert, dass wir veraltet sind. Unsere Homepage ist veraltet, Instagram und Facebook spielen keine große Rolle aktuell. Da wir unser Geschäft schon sehr lange führen sind wir auch manchmal ein wenig müde. Das können wir uns aber nicht erlauben, weil wir im Wettbewerb mit einige Start-ups stehen, welche alle Medien toll bespielen. Es wäre jammerschade, wenn Chiron als Hanfpionier immer mehr an Boden verliert, weil wir eine Aussendarstellung haben die mangelhaft ist oder zum Teil gar nicht vorhanden. Wir haben ein wunderschönes Sortiment und tolle Infrastrukturen. Jetzt heißt es Aufbruchsstimmung zu generieren und in die neue Zeit zu wandern. Wir wollen die Firma Chiron modernisieren. Wir haben unwahrscheinlich viele und tolle Geschichten zu erzählen. Diese Geschichten wollen wir kommunizieren, Face-to-Face, über die digitale Medien.

Sehr stark. Ich wünsche euch nur das Beste für diese Aufbruch und bin sehr beeindruckt von deinen Antworten. Vielen Dank für das Interview Lars.

 

Autor

Blog-Beitrag-Marken-Gedankenaustausch_Dominik_Haselbauer
Dominik Haselbauer
(Dominik ist der strategische Kopf im ThinxGreen Team. Er kümmert sich u.a. um die Unternehmensentwicklung und die Auftritte der Manufakturen.)

Quellen

(1) Dominik Haselbauer