Hanf – ein Tausendsassa der Natur

Hanf – ein Tausendsassa der Natur

Hanf – ein Tausendsassa der Natur

Wenn das Wort „Hanf“ fällt, denken die meisten von uns vermutlich nicht sofort an Feuchtigkeitscremes, eine Sommerhose oder Müsli. Sondern haben ein bestimmtes anderes Anwendungsgebiet im Kopf, das aber den fantastischen und vielseitigen Eigenschaften dieser Pflanze ganz und gar nicht gerecht wird.

Nutzhanf ist hier das Stichwort: Sorten, die kein THC enthalten, dafür aber umso mehr wertvolle Inhaltsstoffe. Um es vorwegzunehmen: Hanf ist fast ein Alleskönner und kann in tausenden Varianten in unserem Leben auftauchen und uns hier sicherlich in Zukunft noch überraschen. Oft bemerken wir die Begegnung nicht: wer kennt noch die Taue, an denen man in jungen Jahren in der Turnhalle an die Decke kraxeln durfte oder musste? Diese bestehen häufig aus Hanffasern, da diese robust und reißfest sind. Für viele vielleicht der erste, wenn auch unbewusste, Kontakt mit der Pflanze.

Neuer Trend oder vergessener Schatz?

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Hanf ist seit Jahrtausenden bekannt, die ältesten Nachweise stammen aus China, hier wurde die Pflanze seit ca. 2800 v. Chr. (1) zum Beispiel für die Produktion von Seilen eingesetzt. Mit der Zeit wurde aber auch der Nutzen für die Medizin entdeckt und weiter erforscht. Seither war Hanf einer der wichtigsten Rohstoffe, denn die Pflanze ist noch vielfältiger einsetzbar. Die überaus robuste Art der Fasern macht sie geeignet für feste Stoffe, die zu Kleidung und später zu Segeln verarbeitet werden. Hanf hat also früher schon für unseren Schutz gesorgt und unsere Fortbewegung möglich gemacht. Damit war er sicher ein Stück weit an der Entwicklung unserer heutigen Zeit beteiligt.

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Der Anbau jedoch war alles andere als zumutbar. Sklaven waren für die Aussaat, die Pflege und die Ernte der Pflanzen zuständig, meist unter erniedrigenden Umständen. Nachdem Sklaverei ab dem 18. Jahrhundert (2) endlich schrittweise verboten wurde, war der Anbau aber viel zu teuer. Höhere Löhne hätten für niedrige Gewinne gesorgt, der Handel würde dann unrentabel.

Dazu kommt, dass durch die Industrialisierung Maschinen für die Verarbeitung eines anderen Rohstoffs entwickelt, wurden: Maschinen wie die Spinnig Jenny ermöglichen es, Baumwolle günstiger zu verarbeiten. Die Fasern können aus Asien sogar zu niedrigeren Preisen importiert werden.

In der Papierherstellung vertreibt Holz zunehmend die bis dato verwendeten Hanffasern, da es als Rohstoff billiger ist. Der massive Drogenmissbrauch führte schließlich in weiten Teilen der Welt zum Verbot des Anbaus.  Dieses Verbot weitete sich zweitweise auch auf den nicht berauschenden Nutzhanf aus. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass die Pflanze fast vollständig in Vergessenheit geraten ist …

... bis heute

Seit 1985 (3) kämpft sie sich aber endlich zurück in unseren Alltag. Und das mit wirklich überzeugenden Argumenten. (4)

Hanfpflanzen haben einen deutlich niedrigeren Wasserbedarf als Baumwolle. Pro kg getrockneten Hanf braucht es 100-500 Liter Wasser, Baumwolle benötigt ca. 10.000 Liter. Der WWF gibt zwischen 7.000 und 29.000 Litern an. (5) Das hängt natürlich auch von einigen Faktoren wie der Bodenfeuchte und anderen Eigenschaften des Anbaugebietes ab. Der Vorteil ist aber nicht von der Hand zu weisen.
Hanf ist eine leicht zu kultivierende Pflanze.
Die Bodenbedingungen sind in Deutschland leicht zu erfüllen: nährstoffreicher, nicht zu fester Boden. Die Wurzeln haben es dann leichter sich auch aus tiefen Erdschichten mit Wasser zu versorgen. Diese Anforderungen machen Hanf weitreichend regional verfügbar und sorgen somit dafür, dass lange Transportwege zu den Produktionsstädten entfallen. Dadurch wird der ökologische Fußabdruck verbessert.
Hanf dient als natürlicher Boden Verbesserer und macht Ackerland ertragreicher, das spart Pestizide und chemische Hilfsmittel.
Deshalb wird er häufig vor dem Anbau von z.B. Getreide angebaut. Durch die tief reichenden Wurzeln wird der Boden zusätzlich aufgelockert.
Die Pflanze ist sehr robust gegenüber Schädlingen, das bedeutet ebenfalls einen verschwindend geringen Einsatz von Pestiziden. Gut für das Klima und vor allem für bedrohte Insekten. Auch Unkraut unterdrückt Hanf selbstständig recht gut.
Aus Hanf hergestellte Produkte können gut recycelt werden, das reduziert den Schadstoffausstoß durch Neuproduktion.
Im Gegensatz zu anderen pflanzlichen Rohstoffen wächst Hanf schnell. Von der Aussaat bis zur Ernte verstreichen 100-120 Tage. Auf der gleichen Fläche kann ein man also in der gleichen Zeit ein Vielfaches der Menge eines anderen Rohstoffs anbauen.
Die gesamte Pflanze kann verwertet werden! Kein Teil muss verschwendet werden.

Was passiert eigentlich mit den Bestandteilen?

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Aus den Samen wird Öl hergestellt, dass sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden kann.
Äußerlich hilft es bei trockener, entzündlicher Haut sowie bei sprödem Haar. Es wird daher gerne als reines Pflegeöl verwendet und findet sich als Zusatz in Seifen und Shampoos.
Eine wichtige Rolle bei diesen pflegenden Eigenschaften spielen die ungesättigten Fettsäuren. Das Besondere: Das Verhältnis der Omega-3-Fettsäuren zu Omega-6-Fettsäuren ist perfekt für unseren Bedarf und findet somit auch in der Herstellung von Lebensmitteln eine Anwendung. Und das ist bei pflanzlichen Ölen eine echte Seltenheit. Dadurch wird die Zellerneuerung angeregt und hilft der Haut somit frisch und jugendlich zu erscheinen.

Das mittlerweile weit verbreitete CBD-Öl wird aus den Blüten der weiblichen Pflanze extrahiert, es enthält die namensgebenden Cannabinoide. Diese wirken zwar nicht berauschend, also psychoaktiv, haben aber trotzdem eine beruhigende, sogar schmerzstillende Wirkung. Es unterstützt den Organismus dabei, körpereigene Prozesse zu regulieren. Jeder Körper hat ein eigenes Cannabinoidsystem. Hier werden Cannabinoide produziert, die denen der Hanfpflanze stark ähneln. Verschiedene Rezeptoren sorgen dafür, dass die äußerlich zugeführten Cannabinoide gut vom Körper aufgenommen werden können. Dort können Sie dann zum Beispiel bei der Bekämpfung von Entzündungssymptomen wertvolle Arbeit leisten. (6) Damit gibt es eine pflanzliche Alternative zu chemisch hergestellten Schmerzmitteln.
Aus den Blättern lässt sich ein Tee zubereiten, der beruhigend wirkt und besser schmeckt als nur gesund.
Aus den Stängeln lässt sich aber das Meiste herstellen: Sie werden als Dämmmaterial in der Baustoffbranche eingesetzt und kommen wie schon erwähnt auch in Turnhallen zum Einsatz. Möglich ist, wie vor mehreren hundert Jahren auch, die Verwendung als Rohstoff für die Papierherstellung. Das würde unsere Wälder entlasten, denn die globale Abholzung könnte dadurch reduziert werden.
Am bekanntesten ist aber sicher die Verwendung von Hanf für Stoffe. Aus Hanffasern lassen sich wunderbare, robuste Stoffe fertigen, die beliebig gefärbt und weiterverarbeitet werden können.
Nahezu alles ist machbar: gestrickte Stirnbänder und Pullover für die kältere Jahreszeit, luftige Blusen und Hosen für den Sommer. Auch Schuhe aus Hanf werden schon hergestellt. Hanfstoffe erinnern in ihrer Beschaffenheit an Leinen und sind sehr angenehm zu tragen.

Fazit

Wir können Hanf in der Medizin, im kosmetischen Bereich und in der Textilindustrie einsetzen. Er dient als Nahrungsmittel und ist im Handwerk von Nutzen. Wie also schon zu Beginn festgestellt: Hanf kann eine ganze Menge, ein richtiges Kraftpaket. Wenn man dann noch die ökologischen Vorteile dazuzählt, erscheint die Pflanze wie ein kleines Wunder!

Ob da nicht vielleicht noch mehr zu machen ist? Bestimmt, zumindest wird weiter geforscht

Kann Hanf zu einem größeren Teil als bis jetzt für die Papierherstellung verwendet werden? Entstehen dadurch neue Möglichkeiten für Produktverpackungen?
Wenn Kunststoff schon aus Mais- und Kartoffelstärke zuhause hergestellt werden kann, ist die Industrie nicht vielleicht fähig, auch aus Hanf eine Plastikalternative zu schaffen?
Hanf ist ein unglaublich interessanter Rohstoff, der es uns erlaubt in neuen Wegen zu denken und mehr für unsere Umwelt zu entwickeln, um sie nachhaltig zu schützen.

Hier noch ein paar Tipps, wie ihr die großartigen Eigenschaften selbst leicht nutzen könnt

Hanföl als kleines Extra im Salatdressing und Samen als Topping im Müsli sind gute Möglichkeiten, die wertvollen Inhaltsstoffe ohne großen Aufwand in den Speiseplan zu integrieren.
Wer zu trockener, spröder Haut neigt, kann Hanföl als beruhigende Pflege integrieren. Wenn das Öl in die noch feuchte Haut einmassiert wird, kann es besser aufgenommen werden. Die Massage regt zusätzlich die Durchblutung an.
Als Pflege für brüchige Haare kann das Öl vorsichtig in die Spitzen gegeben werden. Auch hier zeigt sich die feuchtigkeitsspendende Wirkung.

Darauf sollte man bei der Verwendung achten

Beim Kauf solltet Ihr auf kaltgepresstes Öl achten, generell sind Produkte in Bioqualität vorzuziehen.
Hanföl sollte nicht erhitzt werden, dabei würden zu viele der wertvollen und empfindlichen Inhaltsstoffe verloren gehen. Gelagert werden sollte es möglichst dunkel, Licht kann die hochwertigen Fettsäuren zerstören.

Autor

ThinxGreen Autorin Annika Schönicke
Annika Schönicke
(alle Zeichnungen in diesem Artikel wurden von Annika handgezeichnet)

Quellen

(1) https://hanfprojekt.de

(2) https://www.planet-wissen.de

(3) https://de.wikipedia.org , https://www.biologie-seite.de

(4) https://www.pafck-verde.com

(5) http://www.greeningdeserts.com, www.fbookletthirstycrops.pdf